Bläuling Pro Natura Baselland

Neues von der Tagfaltergruppe

Auf dieser Seite berichten wir regelmässig über die aktuellen Arbeiten der Tagfaltergruppe von Pro Natura Baselland

Die Arbeitsgruppe Tagfalterschutz BL hat sich im Frühjahr 2004 formiert, um die Tagfaltervielfalt im Kanton Baselland zu erforschen und langfristig zu fördern. Seither hat die Arbeitsgruppe verschiedene Projekte ausgearbeitet, um Gebiete mit hoher Artenvielfalt sowie auch einzelne Tagfalterarten zu fördern.

 

 

Erfolgreiche Tagfalterförderung am Gustberg, Mümliswil-Ramiswil

Das Bergkronwicken-Widderchen, wissenschaftlich Zygaena fausta, ist ein prächtig gefärbter Falter aus der Familie der Blutströpfchen oder Zygänen. Es ist gesamtschweizerisch gefährdet und weist im Kanton Solothurn mit rund einem Dutzend Vorkommen einen regionalen Schwerpunkt auf. Hier bewohnt es Magerweiden und Felsrasen, aber nur dort wo die Scheidige Kronwicke vorkommt, der im Gebiet einzigen Nahrung der Raupe. Vom Vorkommen des im Gebiet Chellenchöpfli – Gustberg gibt es nun sehr Erfreuliches zu berichten. Die im Winter 2016 / 2017 auf einer halben Hektare Wald realisierten und von der Naturschutzfachstelle in Auftrag gegebenen Auflichtungen haben sich definitiv ausbezahlt. Wo vorher der Wald mehr oder weniger geschlossen war, findet sich heute ein Mosaik wertvoller Lebensraumelemente: Magerrasen, Einzelbäume und Gebüsche, Totholz sowie Kalkschutt. Vom zusätzlichen Sonnenlicht hat nicht zuletzt auch die Scheidige Kronwicke profitiert. Damit konnte der Lebensraum des Bergkronwicken-Widderchens bedeutend erweitert werden. Kam die Art vorher nur auf der angrenzenden Magerweide vor, bewohnt sie nun auch den neu geschaffenen Lebensraum. Dies konnte im Mai eine Kontrolle der 2018 gepflanzten Kronwicken zeigen. An den Pflanzen konnten total 5 Raupen festgestellt werden und insgesamt wiesen 10 Pflanzen Frassspuren auf, welche die Anwesenheit der Raupe eindeutig belegen.

Z. fausta, Raupe an Scheidiger Kronwicke

März 2022: Aufwertung der Dorfholle in Kleinlützel

Die Felsen der Dorfholle von Kleinlützel weisen eine äusserst schützenswerten Flora und Fauna auf. Grosse Teile des Hangs sind seit der Aufgabe seiner Nutzung als Kleinviehweide in den letzten Jahrzehnten verwaldet. Der untere Bereich, malerisch direkt über dem alten Dorfkern gelegen, ist noch offen, drohte aber gleichfalls langsam zuzuwachsen. Absterbende Bäume stellten zudem ein Risiko dar: Stürzen sie um, können sie das Gestein lockern und für die Häuser und Bewohner:innen unterhalb der Felsen gefährlich werden. Auf Initiative von Florian Altermatt, Kleinlützler Schmetterlingsexperte, und Gerhard Walser, Revierförster, wurde das Gebiet nun grossflächig aufgewertet und so gleichzeitig der Steinschlaggefahr begegnet. 


Der Kanton Solothurn hat bereits 2016 entsprechende Ziele ins Waldreservatskonzept aufgenommen und so der Umsetzung den Weg bereitet. Auch Tagfalterschutz BL hat in der Vergangenheit verschiedentlich darauf hingewiesen, dass der einmalige Lebensraum erhalten oder gar wieder ausgeweitet werden sollte. Nun wird diese Vision Wirklichkeit. Der Lebensraum von seltenen Schmetterlingen wie dem Walliser Waldportier (Hipparchia genava) oder dem Grossen Braunwidderchen (Dysauxes ancilla) kann so langfristig erhalten bleiben. Überhaupt nur hier in der Region Basel kommt der Berg-Fenchel (Seseli montanum) vor, eine Pflanze aus der Familie der Doldenblütler. Tagfalterschutz BL durfte Gerhard Walser bei fachlichen Fragen unterstützen. Die Massnahmen des Projekts umfassen die markante Reduktion des Baumbestands, das Entbuschen grasiger Flächen, das Fördern der Schlehe und das Einführen einer Beweidung mit Ziegen. Die gestaltenden Eingriffe in die Gehölze fanden bereits im März 2022 statt.

Die Dorfhollen sind in der Region Basel einzigartig. Zahlreiche bedrohte Tier-und Pflanzenarten kommen hier vor, zu ihnen gehört der Walliser Waldportier.

September 2021: Blauenweide - Versuchsweiser Einsatz eines Baggers gegen den Adlerfarn

Die Problematik der mit Adlerfarn zuwachsenden Weiden beschäftigt Tagfalterschutz BL schon lange. Je nach Situation können unterschiedliche Bekämpfungsmassnahmen zum Einsatz kommen. Üblich sind regelmässige Mahd oder Ausreissen der Farnwedel. Auf Initiative der kantonalen Naturschutzfachstelle wurden 2020 in einem Versuch erstmals dichte, gut abgegrenzte Bestände des Adlerfarns mit Hilfe eines Pneubaggers durch Abziehen des Oberbodens eliminiert. Tagfalterschutz BL begleitet den Versuch wissenschaftlich. 

Im Jahr nach dem Baggereinsatz wurden die verbleibenden Farnwedel pro Versuchsfläche ausgezählt. Zudem wird die Entwicklung der Vegetation beobachtet. In einer ersten Bilanz kann festgehalten werden, dass sich vor allem in den Randbereichen noch Restbestände des Adlerfarns halten können, in einzelnen Fällen auch grössere Herden. Andere Problempflanzen sind auf den offenen Böden bislang keine aufgetreten; vor allem haben sich harmlose einjährige Pflanzen breitgemacht, vereinzelt auch schon typische Wiesenblumen, und in einem Fall hat sogar eine Spitzorchis geblüht. 2021 wurden alle wieder austreibenden Adlerfarne ausgerissen. Der Erfolg der Aktion lässt sich aber erst beurteilen, wenn geklärt ist, wie aufwändig es nun ist, die Restbestände des Farns zum Verschwinden zu bringen. 

Der Erfolg des Baggereinsatzes zur Bekämpfung des Adlerfarns auf der Blauenweide war überwiegend gut. Restbestände des Adlerfarns hielten sich bislang vor allem in den Randbereichen der behandelten Flächen.

April 2021: Trockenrasen-Dickleibspanner im Baselbiet wiederentdeckt

Im Tagfalterschutz-Vorranggebiet «Fieleten» in Bubendorf gelang im Frühjahr 2021 einem Arbeitsgruppenmitglied ein sensationeller Fund. Im Rahmen einer nächtlichen Untersuchung zum Thema Frühschnitt konnten mehrere Raupen des Trockenrasen-Dickleibspanners (Lycia zonaria) gefunden werden. Dieser Falter ist in mehrfacher Hinsicht ein ganz besonderer, bei Schmetterlingskundlern berühmter Nachtfalter. Das Männchen weist unverwechselbar geschwungene und gezeichnete Flügel auf, das Weibchen hingegen ist flugunfähig: es hat nur kleine Flügelstummelchen und einen dichten Pelz. Die Raupe ist ungewohnt farbenprächtig, mit gelben und blauen Farbtönen. 

 

Die Art ist in der Region Basel und über die Landesgrenzen hinaus sehr selten und gefährdet. Es handelt sich um die erste Bestätigung des Vorkommens der Art im Baselbiet seit 46 Jahren. Der letzte Fund stammt von 1975 bei Buus. Der Wiederfund im Kanton ist ein hervorragender Qualitätsnachweis für die Lebensräume im kantonalen Naturschutzgebiet „Landschachen-Huppergruben“. Die äusserst blumenreichen Magerwiesen im Gebiet «Fieleten» bieten offenbar genau das Habitat, welches der Falter braucht. Es ist anzunehmen, dass diese Art dort bereits seit langer Zeit vorkommt, da eine Neubesiedlung durch die flugunfähigen Weibchen aus der Umgebung sehr unwahrscheinlich ist. 

 

Die Wiesen in diesem Gebiet werden dank finanziellen Beiträgen der «Biodiversitätsförderung im Landwirtschaftsgebiet» extensiv bewirtschaftet. So ist sichergestellt, dass die einzigartigen Naturwerte des Naturschutzgebiets auch langfristig gesichert bleiben. Aktuell laufen im Gebiet Untersuchungen zum Thema Frühschnitt, eine Thematik, für die sich auch Pro Natura und die Arbeitsgruppe Tagfalterschutz Baselland einsetzen. 

 

lycia zonaria-Raupe Stefan Birrer
Lycia zonaria

November 2020: Dauerhafte Population des Grossen Eisvogels im Baselbiet

Der Grosse Eisvogel (Limenitis populi) - der grösste Schmetterling der Schweiz - wurde in unserer Region bisher nur sehr selten und in wenigen Exemplaren beobachtet. Nun konnte die Pro Natura Arbeitsgruppe Tagfalterschutz BL nachweisen, dass er bei Pfeffingen eine dauerhafte Population aufgebaut hat.

An einem Waldrand bei Pfeffingen gelang bereits 2010 ein Fortpflanzungsnachweis dieses Schmetterlings. Darauf wurde in Zusammenarbeit mit der kantonalen Naturschutzfachstelle und dem Forstdienst der Lebensraum dieses prächtigen Tagfalters gezielt aufgewertet. Die Espe oder Zitterpappel - die einzige Futterpflanze der Raupe - wurde geschont und weitere Jungbäume wurden gepflanzt. 10 Jahre später gelang nun an gleicher Stelle der erneute Beweis einer Fortpflanzung, was auf eine dauerhafte Population des grossen Eisvogels im Baselbiet hinweist.

Diese ist sicher noch klein und verletzlich. Deshalb ist Pro Natura bemüht, auch auf Solothurner Boden ein Förderprojekt zu lancieren. Ideale Voraussetzung dafür bietet das nah gelegene Gebiet der Hofstetter Bergmatten, wo es an den kühlfeuchten Nordhängen noch beachtliche Espenbestände hat. Zusammen mit dem Revierförster, den kantonalen Zuständigen für den Naturschutz und Pro Natura Solothurn gilt es nun diese Vorkommen zu erhalten. Mit weiteren Sträuchern und Bäumen soll der Lebensraum für dieser spektakuläre Tagfalterart aufgewertet werden.

Mediencommuniqué vom 4. Dezember 2020

 

Das Frassbild der Raupe am Espenblatt verrät die Anwesenheit des Grossen Eisvogels zweifelsfrei. Stehengelassene, mit Fäden versponnene sogenannte «Kotrippe».

Juni 2020: Mit einer Bachelorarbeit der Ökologie des Enzian-Ameisenbläulings auf der Spur

Die Arbeitsgruppe hat bei der ZHAW (Regula Billeter) eine Bachelorarbeit angeregt, um mehr über das geheimnisvolle Leben des Kreuzenzian-Ameisenbläulings in Erfahrung zu bringen. Tatsächlich konnte ein Student dafür gewonnen werden: Stefan Häring hat seine Arbeit im Frühjahr begonnen, fachlich unterstützt von der Arbeitsgruppe. Die Arbeit trägt den Titel unter dem Titel «Habitatansprüche von Phengaris alcon rebeli – Einfluss verschiedener Standortbedingungen auf das Vorkommen von Wirtsameisen in der Nordwestschweiz».

Im Vordergrund steht die Erforschung des Zusammenhangs zwischen der Habitatqualität und dem Vorkommen der Wirtsameisen, mit der Annahme, dass schlecht gepflegte Standorte (z. B. zu stark verbrachende Wiesen) zwar einen schönen Enzianbestand aufweisen können, jedoch möglicherweise nicht mehr als Lebensraum der Wirtsameisen geeignet sind und damit auch für den Ameisenbläuling nicht mehr nutzbar sind. Im Rahmen der Arbeit wurden etwa 15 Fundorte des Kreuzenzian-Ameisenbläulings in der Nordwestschweiz untersucht. Dabei wurden mit Dataloggern Daten zum Mikroklima gesammelt und zudem die Vegetationsstruktur sowie Angaben zu den Populationsgrössen von Enzian und Bläuling erfasst. Mittels Becherfallen wurden Wirtsameisen gefangen. Die Datenauswertung und Interpretation läuft momentan noch.

Eine zweite Bachelorarbeit zum Thema «Die Variabilität der Menge sekundärer Pflanzenstoffe innerhalb unterschiedlicher G. cruciata Populationen und deren Einfluss auf den Verbiss» wurde begonnen, musste dann aber leider bereits in einem frühen Stadium wieder abgebrochen werden. Ziel dieser Arbeit war es, zu klären, inwieweit Faktoren wie Trockenheit oder Wärme die Menge der Inhaltsstoffe der Kreuz-Enzian-Pflanzen beeinflussen, und welche Auswirkungen dies auf den Verbiss der Pflanzen durch Rinder hat. Die Arbeit soll zu einem späteren Zeitpunkt fortgeführt bzw. wiederholt werden.

 

Kreuzenzian-Ameisenbläuling, Weibchen bei der Eiablage Stefan Häring
Kreuzenzian-Ameisenbläuling, Weibchen bei der Eiablage

Mai 2020: Seltene Bocks-Riemenzungen in Liesberg aufgetaucht

In einem aufgelichteten Wald im Gebiet Erholle in Liesberg hat der Revierförster eine seltene Entdeckung gemacht: Drei Exemplare der Bocks-Riemenzungen (Himantoglossum hircinum). Die vor 10 Jahren massgeblich auch von der Arbeitsgruppe Tagfalterschutz BL initiierte Aufwertung hat sich sehr gut entwickelt. Sie bietet nicht nur zahlreichen Tagfaltern Lebensraum, sondern lässt zunehmend auch ihren botanischen Wert erkennen. Im lichten Wald können weitere Orchideenarten angetroffen werden und auch der Genfer Günsel, die Spargelerbse, der Gelbliche Klee und die Kartäusernelke sind hier heimisch. 

 

Bocksriemenzunge
Bocks-Riemenzunge

Dezember 2019: Ausdehnung des Förderungsprojekts Kreuzenzian und Kreuzenzian-Ameisenbläuling

Das bisherige Projekt mit seinem Schwerpunkt in den Gemeinden Liesberg (BL), Soyhières (JU) und  Kiffis (F) konnte 2020 auf die ganze Nordwestschweiz ausgedehnt werden. Möglich wurde dies dank dem Engagement des Vereins Artenförderung Schweiz. Neu können wir somit auch in den Kantonen Solothurn und Bern aktiv sein. Das erste Ziel war, einen Überblick über die Enzian- und Bläulings-Populationen der gesamten Nordwestschweiz zu bekommen, um so die richtigen Handlungsprioritäten ableiten zu können. Hierfür haben wir die Daten zu Gentiana cruciata und Maculinea rebeli aus den Kantonen Baselland, Solothurn und Jura sowie aus dem Berner Jura zusammengeführt. Informationslücken wurden durch Zählungen gezielt geschlossen (s. Plan). Aber schon im ersten Jahr des mehrjährigen Projekts haben wir auch Sofortmassnahmen zugunsten der Zielarten ergriffen: 

  • Kiffis, Lamaweide Hornishof: Notfallmässiges Mähen der wüchsigen Bereiche der Weide und Freistellen der Enziane im Sommer; Optimieren der Beweidung mit dem Lamahalter. 
     
  • Kiffis, Wiese Lützel: Anpassen des Mahdregimes. Die Mahd erfolgt fortan schon im Herbst und nicht erst im Frühjahr. 
     
  • Kleinlützel, Charismatt: Auspflanzung von 10 jungen, nachgezogenen Enzianpflanzen und Anpassung des derzeit sehr extensiven Pflegeregimes der verbrachenden Wiese. 

 

Übersichtskarte Kreuzenzian
Anzahl gefundene Exemplare des Kreuzenzians

Juni 2019: Förderung von Orchideen und Schmetterlingen im Gebiet Albachhollen in Liesberg

Im Rahmen eines Förderprojekts für seltene Orchideen des Baselbiets (Vereins Hot Spots) wurde im Herbst 2018 auf der grossen Magerweide im Gebiet Albachhollen der obere Waldrand auf einer Fläche von 20 Aren aufgewertet: Der Baumbestand wurde massiv ausgelichtet, so dass zwischen den einzelnen Bäumen in wenigen Jahren wiesenartige Lebensräume für Orchideen entstehen können. Als Brutstätte für den Alpenbock blieben grosse Strünke der Buche stehen. Aber auch die Tagfalter kommen nicht zu kurz. Zahlreiche Arten werden sich hier bald fortpflanzen. Um den Wegerich-Scheckenfalter – unsere wichtigste Zielart in Liesberg – zu fördern, haben wir Samen des Grossen Ehrenpreises gesammelt und sie in den sonnigsten Bereichen des neuen Lebensraums ausgebracht. Sowohl der Falter als auch die Raupe sind auf diese Pflanze angewiesen. Aufgrund der grossen Bedeutung der Waldrandaufwertung für die Sommervögel hat sich Tagfalterschutz BL auch selber mit Fr. 5000 an den Kosten des Projekts beteiligt. 

 

Ausgelichtete Fläche in der Albachhollen, Liesberg

August 2018: Waldrandaufwertung Rehhag gestartet

Zusammen mit dem Forstrevier Oberer Hauenstein (Simon Czendlik) hat sich Tagfalterschutz BL bei der Walder-Bachmann Stiftung erfolgreich um ein ambitioniertes Naturschutzprojekt im Gebiet Rehhag (Langenbruck, Waldenburg) beworben. Das Kernstück des Projekts bildet eine Waldrandaufwertung: Auf einer Strecke von rund 250 m entstehen mehrere grosse offen Buchten, die sich zu Magerweide und vielfältigen Säumen entwickeln sollen. Die verbleibenden Einzelbäume und Baumgruppen bilden eine starke Verzahnung zwischen dem Buchenwald am steilen Hang und der Magerweide. Auch die Weide wird aufgewertet: Ein grosses, dichtes Gehölze wird stark durchforstet, so dass zwischen den verbleibenden Bäumen artenreiche Säume und Rasen entstehen werden. Ergänzend werden auf der Weide einzelne Bäume werden  gepflanzt. Schliesslich wird ein offener, besonnter Korridor nach Westen Richtung Gerstel erstellt, so dass die beiden wertvollen Naturschutzgebiete optimal miteinander vernetzt sind. 

Die Walder Bachmann-Stiftung übernimmt im Rahmen ihres Förderprogramms «Vernetzung von Offenland und Wald» einen Grossteil der anfallenden Kosten von rund CHF 180’000. Ferner beteiligen sich die Stiftung Spitzenflüeli und ein Orchideenprojekt des Vereins Hotspots mit namhaften Beträgen. Das Projekt wird in enger Zusammenarbeit mit dem Bewirtschafter der Magerweide, dem Forstrevier und dem Natur- und Vogelschutzverein Waldenburg durchgeführt.

Die Holzereiarbeiten wurden im Spätsommer bereits teilweise ausgeführt. Die ersten neu geschaffenen Flächen sind bereits ergrünt. Nun freuen wir uns darauf, dass die Zielarten die wertvollen Lebensräume besiedeln. Zu ihnen gehören Schmetterlinge, Orchideen und der Baumpieper.

Waldrandaufwertung Rehhag, Langenbruck

Juni 2018: Kleiner Schlehen-Zipfelfalter wieder im Baselbiet entdeckt

Endlich dürfen wieder einen Nachweis des schweizweit seltenen und stark gefährdeten Kleinen Schlehen-Zipfelfalters (Satyrium acaciae) aus dem Baselbiet vermelden. Am 14. Juni 2018 gelang Thomas Stalling und Nico Heer auf der Erhollenweide in Liesberg die Beobachtung eines Weibchens bei der Eiablage an Schwarzdorn. Über viele Jahre galt die Art bei uns als verschollen, die letzten Beobachtungen stammten von 1980 und 2000. Der Fund ist eine tolle Bestätigung für die jahrelangen Bemühung der Arbeitsgruppe, auf der Erhollenweide sowohl die Arten der artenreichen, offenen Magerrasen (z.B. Wegerich-Scheckefalter Melitaea cinxia und Wundkleebläuling Polyommatus dorylas) als auch die Spezialisten der niederen, wilden Schlehenbrachen zu fördern. Ein schwieriges Unterfangen, da die Schlehe nicht einfach zu zähmen ist und wir auf ein grosses Engagement der Bewirtschafter angewiesen sind. Dieses möchten wir hiermit herzlich verdanken.

 

Kleiner Schlehen-Zipfelfalter

November 2017: Artenschutzprojekt Kreuzenzian-Ameisenbläuling: Verbissschutz-Experiment

Obwohl sich der Kreuzenzian von Natur aus mit Bitterstoffen gegen Frassfeinde schützt, werden in unserem Projektgebiet in Liesberg immer wieder zahlreiche blühende Triebe vom Vieh abgerissen. Die vor einigen Jahren ausgepflanzten Enziane sind gut angewachsen, können aber durch den Verbiss keine Samen bilden und die für die Eiablage des Kreuzenzian-Ameisenbläulings wichtigen Blühtriebe stehen nicht zur Verfügung.


In einem Experiment wurde nun untersucht, welche Massnahmen sich als kurzfristige Massnahme gegen Verbiss durch Rinder eignen. Bewährt hat sich einzig das Einzäunen mit kleinen, 3-eckigen Drahtkörben. Andere Massnahmen wie das Einzäunen mit grösseren, 4-eckigen Drahtkörben, Behandeln mit Verstänkerungsmittel gegen Wildverbiss und das Behandeln mit Kuhmist zeigten keine oder nur schwache Wirkung.


Mit dem Eingittern der Enzianpflanzen ist eine kurzfristige Massnahme gegen den Verbiss gefunden. Nun gilt es langfristige Lösungen zu finden, um das Überleben der Enziane im Gebiet zu sichern.

 

Vor Verbiss geschützte Kreuzenzian-Pflanzen

Mai 2017: Försterkurse

Der Wald bietet bei zielgerichteter Pflege jedoch Lebensraum für eine Vielzahl von teilweise gefährdeten Schmetterlingen. Bereits 2016 hatte das Amt für Wald für die Forstbetriebe im Forstkreis 3 «Jura» einen Weiterbildungskurs «Naturschutz im Wald» durchgeführt. Thematisiert waren für den Wald wichtige Artengruppen und deren Förderung: Kleinsäuger, Fledermäuse, Tagfalter sowie Reptilien und Amphibien. «Tagfalterschutz BL» durfte den Block Tagfalter präsentieren. Der Anlass war eine tolle Gelegenheit, dem Forstpersonal die faszinierende Welt der Waldschmetterlinge näher zu bringen und unsere Anliegen anhand von erfolgreichen Aufwertungsprojekten näher zu bringen. In einem Flyer haben wir die wichtigsten Informationen zu den Baselbieter Waldschmetterlingen zusammengestellt. Im Mai 2017 findet der gleiche Kurs für den Forstkreis 2 statt.

Försterkurs Tagfalterschutz Liesberg 2017
Stefan Birrer bringt den Förstern die faszinierende Welt der Waldschmetterlinge näher

April 2017: Baselbieter Waldnachrichten ganz im Zeichen der Tagfalter

Der Wald ist von grosser Bedeutung für die Tagfaltervielfalt im Kanton. Insgesamt beherbergt er zwar weniger Arten als die mageren Wiesen und Weiden. Und auch der normal genutzte Wald bietet nur entlang der Waldweg und Schlagflächen Lebensraum für ein paar weit verbreitete Arten wie den Zitronenfalter. Aber Spezialstandorte beherbergen eine grosse Artenvielfalt und sind der Lebensraum seltener und gefährdeter Spezialisten, wie den beiden Schillerfaltern oder dem Walliser Waldportier. In der April-Ausgabe der Waldnachrichten durften wir diese Insekten-Hotspots des Waldes und ihr Potenzial für den Tagfalterschutz ausführlich porträtieren: die sonnigen Felsköpfe, Blumenwiesen im lichten Wald, die Waldbestände mit Weichhölzern wie der Espe und die strukturreichen Waldränder mit gut ausgebildeten Krautsäumen. Mit «Tipps für die Praxis» konnten wir die Ansprüche der Tagfalter und anderer Insekten an die Gestaltung und die Pflege den Förstern und vielen weiteren Lesern näher bringen. Wir haben auch die Chance genutzt, unsere Vision für den arten- und strukturreichen «Insekten-Waldrand» mit einer Zeichnung von Christoph Bühler zu illustrieren. Unserer Meinung sollten noch mehr Waldränder nach diesem aufwändigen aber lohnenden Rezept aufgewertet werden.

Ferner bekam Andreas Erhardt, der Leiter der Arbeitsgruppe, die Möglichkeit, unsere Arbeitsgruppe und ihre Anliegen in einem separaten Beitrag vorzustellen. Und Paul Imbeck schliesslich wurde die Gelegenheit geboten, in einem kurzen Artikel die Werbetrommel für Massnahmen zu rühren, von denen die Sommervögel im eigenen Garten profitieren.

 

So sieht aus Sicht des Schmetterlingsschutzes ein idealer Waldrand aus.

August 2016: Neue Erkenntnisse zum Wegerich-Scheckenfalter

Nach dem guten Flugjahr 2015 konnten auch 2016 wieder mehrere Raupengespinste des Wegerich-Scheckenfalters (Melitaea cinxia) in Soyhières JU gefunden werden. Die Funde zeigen, dass die Art die gut beweideten Flächen besiedelt, und sich die Überwinterungsgespinste überwiegend nahe der Erdoberfläche befinden. Die Beobachtungen geben wichtige Aufschlüsse über die genauen Habitatansprüche der Zielart und ermöglichen uns, die Pflege der Flächen zu optimieren.

Wegerich-Scheckenfalter

Juli 2016: Kleiner Schillerfalter im östlichen Tafeljura

Auch dieses Jahr konnten wieder mehrere Kleine Schillerfalter (Apatura ilia) im südöstlichen Kantonsteil beobachtet werden. Das Projekt «Tagfalterschutz BL» fördert Weichhölzer als Raupenfutterflanzen für Schillerfalter im Raum Rothenfluh. Wir sind zuversichtlich, dass diese Massnahmen von den Schillerfaltern und einer Vielzahl anderer Insekten angenommen werden.

Kleiner Schillerfalter

Mai 2016: Larvalhabitat des Gelbringfalters entdeckt

Im 2015 neu entdeckten Fluggebiet des Gelbringfalters ging es dieses Frühjahr darum, die Entwicklungsorte der Raupe aufzuspüren, denn für spätere Massnahmen ist dieses Wissen eine wichtige Voraussetzung. Markus Fluri von der Arbeitsgruppe gelang es mit seiner Spürnase und viel Ausdauer nach drei Stunden nächtlicher Suche die erste Raupe zu entdecken. Weitere 5 Raupen gingen ihm in den folgenden Stunden und einer weiteren Nacht «ins Netz». Die Raupen entwickeln dich demnach in Beständen der Weissen Segge, an Stellen die viel schattiger sind, als wir ursprünglich vermutet hatten. Diese wichtige Kenntnis der Ökologie der Art bringt uns einen grossen Schritt weiter.

Raupe des Gelbringfalters

Juli 2015: Erfolgskontrolle am Lenenchöpfli

Wir dürfen zufrieden feststellen, dass mit den vor einigen Jahren im Rahmen von «Tagfalterschutz BL» initiierten Eingriffen der Pfeifengras-Föhrenwald am Lenenchöpfli (Breitenbach SO) deutlich aufgewertet werden konnte. Ein Wiederfund des Gelbringfalters Lopinga achine gelang aber noch nicht.

Der Lebensraum ist wieder da - der Gelbringfalter noch nicht. ...

Juni 2015: Sensationelle Wiederentdeckung des Gelbringfalters an der Grenze zum Baselbiet

Unser engagierte Helfer Christoph Katzenmaier hat im Grenzgebiet der Gemeinden Beinwil und Lauwil überraschend ein bisher unbekanntes Vorkommen des Gelbringfalters (Lopinga achine) entdeckt. Er konnte gleich mehrere Tiere beobachten, eines sogar auf Baselbieter Boden. Für uns eine Sensation und die riesige Chance, dass sich die Art mit geeigneten Aktionen auch wieder im Kanton Baselland ansiedelt, wo sie derzeit als verschollen gilt.
Am Fundort dominieren nicht die sonst typischen lichten Waldbestände. Einzelne Bereiche mit Föhre und gut entwickelter Krautschicht kommen aber als Fortpflanzungsgebiet in Frage.

 

Gelbringfalter

Mai 2015: Ökologie von Grünwidderchen-Arten erforscht

Zusammen mit dem deutschen Spezialisten Stefan Hafner besuchten wir die Lebensräume der beiden Zielarten . Dabei konnten die Minen der Raupen zahlreich gefunden werden. Die Exkursion lieferte uns wertvolle Informationen zum aktuellen Zustand der Lebensräume, zu den Einflüssen der Bewirtschaftung und zu möglichen Aufwertungsmassnahmen.
Fazit: Den beiden Grünwidderchen-Arten geht es auf den Weiden in Soyhières und Liesberg besser geht als wir befürchtet hatten. Lokal konnten sehr hohe Raupendichten festgestellt werden

Auf der Suche nach den Minen der Grünwidderchen-Raupen

Mai 2015: Spannende Exkursion mit unseren Zürcher Freunden

Auf der Jahresexkursion 2015 demonstrierten uns die KollegInnen des Vereins Schmetterlingsförderung im Kanton Zürich wertvolle Lebensräume, seltene Tagfalterarten sowie ihre Rezepte für die Aufwertung der Habitate. Beeindruckt waren wir vor allem von den ausgedehnten aufgelichteten Wäldern.

 

Zu Besuch beim Verein Schmetterlingsförderung im Kanton Zürich

April 2015: Wichtiger Eingriff für das Bergkronwicken-Widderchen im Gebiet Wasserfallen

Ein Magerrasen im Bereich der Vorderen Wasserfallen ist derzeit der einzige Fundort des Bergkronwicken-Widderchens (Zygaena fausta) im Kanton Baselland (link zum Projekt). Eine kleinflächige aber wichtige Lebensraumaufwertung konnten wir im angrenzenden Waldrand auf rund 10 Aren realisieren. In der sehr flachgründigen Hangpartie wurden etwa 12 Bäume gefällt und das Gebüsch im Unterholz entfernt. Zwischen den frei stehenden Bäumen können sich die lichthungrigen Kräuter nun gut entwickeln. Auch die Wirtspflanze der Raupe konnte bereits in wenigen Exemplaren auf der Aufwertungs­fläche registriert werden. Die Arbeiten erfolgten in Zusammenarbeit mit dem Forst, dem Bewirtschafter und der Stiftung Wasserfallen, der Eigentümerin der Fläche. Die Bilder zeigen die Fläche vor und nach dem Eingriff.

Entbuschter Lebensraum für das Bergkronwicken-Widderchen

Juni 2014: Erfolgreiche Jahresexkursion

Die Jahresexkursion 2014 hat uns auf die berühmte Dittinger Weide geführt. Obwohl das Gebiet für seinen Artenreichtum bekannt ist, ist die Liste der beobachteten Tagfalter recht bescheiden. Ziel war es mehr über die Präsenz der beiden Jordanita-Arten (link zum Projekt) zu erfahren und mit etwas Glück alte Nachweise von Pyrgus serratulae und Pyrgus accretus zu bestätigen.
Trotz wenig Sonne konnten zahlreiche spannende Arten beobachtet werden, u.a. Argynnis aglaja, Argynnis adippe, Boloria dia, Hipparchia semele, Zygaena transalpina und Zygaena loti. Bei den Grünwidderchen konnten sowohl Jordanita globulariae wie J. notata bestätigt werden, insgesamt in stolzen 15 Exemplaren. Ferner konnte ein frisches Weibchen aus der Gattung Pyrgus fotografiert werden, das uns auf Pyrgus accretus hoffen lässt. Dem Hinweis muss im kommenden Jahr noch einmal nachgegangen werden, zumal der letzte gesicherte Nachweis von 1927 von der Blauenweide datiert.

Sonnenröschen-Würfel-Dickkopffalter (Pyrgus accretus)

Mai 2014: Kartierung der Grünwidderchen-Arten zusammen mit Freiwilligen

Bevor konkrete Förderungsmassnahmen zugunsten der beiden national stark gefährdet Grünwidderchen-Arten (link zum Projekt) wurde bereits gestartet an die Hand genommen werden können, müssen ein paar wichtige Fragen geklärt werden.

1. Wo kommen die beiden Arten aktuell noch vor? Welche Wiesen, welche Weiden sind besiedelt? Bisher bekannt ist ein Schwerpunkt in Liesberg im Laufental.

2. An welchen Stellen entwickeln sich die Raupen? Welche Rückschlüsse können aus den exakten Fundorten hinsichtlich der Lebensraumansprüche gezogen werden? Welche der beiden Flockenblumen-Arten wird allenfalls bevorzugt?

Da die Frassspuren der beiden Arten im Gelände relativ einfach entdeckt werden können, konnten wir zur Beantwortung dieser Fragen auf unser Team freiwilliger HelferInnen zurückgreifen. Am ersten Juni wurden sieben «Jordanita-KartiererInnen» am Räschberg in Liesberg ausgebildet. Hier wurde ihnen die Bestimmung der beiden Nahrungspflanzen (Skabiosen- und Wiesen-Flockenblume) erläutert, das typische Frassbild der Raupen wurde präsentiert und es wurden bereits die ersten befallenen Pflanzen gemeinsam kartiert. Ausgerüstet mit diesen Erfahrungen und einem Flyer, der die wichtigsten Fakten attraktiv zusammenfasst, sind die HelferInnen in den darauffolgenden zwei Wochen alleine oder in kleinen Gruppen ausgeschwärmt, um weitere Vorkommen zu entdecken.
Der Aufwand hat sich gelohnt: In Liesberg, Dittingen und Soyhières konnte die Reproduktion an mehreren Stellen belegt werde. Noch keine Nachweise gelangen bisher in Kleinlützel, Blauen und Nenzlingen. Dort soll die Suche im kommenden Jahr fortgesetzt werden. Wir danken allen Freiwilligen für ihren super Einsatz!

 

Grünwidderchen

Weiterführende Informationen