Blauzungenkrankheit: Missverständnis um Amphibienweiher
Die Übertragung der Blauzungenkrankheit erfolgt durch den Stich infizierter weiblicher Mücken. Diese Mücken sind in weiten Teilen Europas verbreitet, wobei klimatische Bedingungen wie Temperatur und Luftfeuchtigkeit massgeblich ihre Populationsdichte und Aktivität beeinflussen.
Culicoides-Mücken legen ihre Eier bevorzugt in feuchte, organisch reiche Substrate wie: Misthaufen, Silageplätze mit Sickersaft, Pfützen oder in Trittsiegel.
Warum Amphibienweiher wenig Einfluss auf die Verbreitung der Gnitzen haben
Ein häufiger Irrtum ist, dass Weiher oder Teiche – insbesondere in der Nähe von Weidetieren – zur Verbreitung der Blauzungenkrankheit beitragen können. Solche Amphibienweiher sind nicht der geeignete Lebensraum für Culicoides-Mücken. Stehende, saubere oder nur leicht eutrophierte Gewässer wie Amphibienweiher eignen sich weder für die Eiablage, noch die Larvenentwicklung der Culicoides-Mücken. Sie bieten keine passenden Brutbedingungen für die Mücken, da deren Larven nicht im freien Wasser, sondern in feuchten, schlammigen, organisch stark belasteten Substraten leben. Solche Lebensbedingungen finden die Gnitzen vor allem in Hofnähe oder im Stall, denn die Weibchen legen ihre Eier bevorzugt im feuchten oder nassen Boden mit frischem oder kompostiertem Mist oder Gülle, wo sich auch die Larven entwickeln.
Fehlinterpretation einer Weisung
Anfangs 2025 wurde vom Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen BLV eine “Technische Weisung über den Schutz von Tieren vor Vektoren der Blauzungenkrankheit und der epizootischen hämorrhagischen Krankheit” publiziert. Darin wird als Möglichkeit für den Schutz der Nutztiere vor der Blauzungenkrankheit die “Zerstörung der Brutplätze” empfohlen. Nach Rücksprache mit Fachpersonen, welche an dieser Weisung mitgearbeitet haben, sind damit nicht Amphibienweiher gemeint, sondern die oben erwähnten Nassstellen in Hofnähe.
Es ist darum falsch, wenn sich Landeigentümerinnen und Landeigentümer oder Bewirtschafter und Bewirtschafterinnen gegen den Erhalt oder den Bau von Amphibienweihern wehren und als Gegenargument die Verbreitung der Blauzungenkranhkeit und der Gnitzen verwenden. Im Gegenteil: es könnte sogar sein, dass Amphibien einen Teil der Gnitzen fressen und so ebenfalls zur Reduktion der Blauzungenkrankheit beitragen.
Zusammenfassend kann man sagen, dass Amphibienweiher keinen negativen Einfluss auf die Populationsentwicklung oder Verbreitung von Culicoides-Mücken – und somit auch keine Rolle in der Epidemiologie der Blauzungenkrankheit haben. Die Technische Weisung vom BLV vom 20. Januar 2025 ist sprachlich nicht präzise genug verfasst und kann daher falsch interpretiert werden.
Weiterführende Informationen
Kontakt
Dominik Hügli
@email